Bei manchen Menschen erkennt man auf den ersten Blick die wunderbare Persönlichkeit, bei anderen auf den zweiten, tieferen Blick.







Nein, ich bin keine Anhängerin von Verschwörungstheorien, sondern faszinierte Beobachterin davon, was in den letzten Wochen medial berichtet wurde und mich an E-Mails erreichte. Der Zuspruch, den Verschwörungstheorien dabei erhalten, fasziniert mich genauso, wie die Frage, was bewegt die Menschen, solche Annahmen so überzeugt zu vertreten.
Bei einem Gespräch im Kreise von Freundinnen gesellte sich für mich eine neue Frage hinzu: Was unterscheidet eigentlich die Annahme einer Verschwörung von meinem christlichen Glauben? Und meine Erkenntnis: Fast nichts!
Ich glaube an Gott und die Botschaften der – gerade des neuen – Testamente. Als „aufgeklärte“ Christin ist mir der Symbolgehalt der biblischen Geschichten bewusst, als Absolventin eines Theologiestudiums für das Lehramt, weiß ich um die sprachliche Einordnung mancher Begriffe, um die historische Entstehung, um die Deutung von Geschichten, um theologische Dogmen… Der christliche – und sicher auch der jüdisch, islamische, hinduistische, ja jeder Glaube an einen Gott – ist gesellschaftlich gewachsen, überwiegend akzeptiert und prägt das gesellschaftliche Zusammenleben. Feste und Rituale sind darauf abgestimmt, Zeit wird daraufhin eingeteilt, die Werte einer Gesellschaft werden danach aufgestellt und gelebt, Strafen und Sanktionen werden aufgrund dessen definiert. Einen (natur-)wissenschaftlichen Beweis für Gott im christlichen Verständnis gibt es auch nach 2020 Jahren noch nicht, trotzdem richten ich mein Leben nach den Werten des Christentums aus, ist „Liebe“ für mich die zentrale Botschaft des Neuen Testaments. Darf ich, die an einem unbewiesen Glauben festhält, dann die Anhänger von Verschwörungstheorien einfach als „Spinner“ abtun? So ist es den Christen zu Zeiten der Verfolgung auch ergangen. Müsste nicht der Umgang mit anderen Einstellungen und Ideen so sein, dass ich sie mir zunächst anhöre, ohne sie zu bewerten und abzuwerten? Sollte ich nicht hinterfragen, was den Menschen in unserer Gesellschaft fehlt, dass sie bestimmte gesellschaftliche Gruppierungen für das Schlechte und Böse auf der Welt verantwortlich machen? Welche Bedürfnisse werden bei Anhängern von Verschwörungstheorien nicht erfüllt? Das meine ich aus der Haltung von Marshall Rosenberg und der Gewaltfreien Kommunikation heraus. Die Verschwörungstheorien passen nicht zu meinen Erkenntnissen über die Welt und die Menschen.
Die Kommunikation von Seiten der Verschwörungstheoretikern und ihrer Widersacher erhebt den Anspruch auf Wahrhaftigkeit und das „richtige“ Wissen. Die Frage, wer recht hat, führt aber nicht zur Annäherung, sondern zur Verhärtung und Aggression. Und hier liegt die Chance der Extremisten, Andersdenkende an sich zu binden. Mit ernsthafter Offenheit für andere Perspektiven und intensiven Diskussionen mit Andersdenkenden versperren wir Extremisten den Weg und lassen unsere Gesellschaft weiterhin bunt und vielfältig sein.
Die bisherige Art der Kommunikation über Verschwörungstheorien passt nicht zu meiner Haltung zu Menschen und unterschiedlichen Meinungen.
Die zentralen Aspekte im letzten Jahr waren für mich:

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